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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 9

1895 - Straßburg : Heitz
9 reichen Flüssen und Bächen, die in den Vogesen ihre Quellen haben, bewässert. Die hügelige Region befindet sich zum Teil am Fuße der Vogesen, zum Teil über Lothriugen aus- gebreitet, wo sie mit einer Reihe von Hügeln und Thälchen eine fruchtbare Hochebene bildet. Auf der Mittagseite sind die Vorhügel der Vogesen überall, wo es der Boden gestattet, mit Reben geschmückt. Die bergige Region endlich, bestehend aus dem elsässischen Jura, einem Teile des Schweizer Jura und den Vogesen, nimmt den südlichen und den West- lichen Teil des Landes ein. Die höchsten Gipfel der Vogesen sind nicht mit Wald, sondern mit grünen Matten bekleidet, deren würzige Kräuter dem Vieh zahlreicher Melkereieu zur Nahrung dienen. Hier besonders, auf deu nach Norden gerichteten Abhängen, bleibt der Wmterschnee oft bis tief in den Sommer liegen. Die Gipfel und Abhänge der übrigen Berge sind mit schönen, üppigen Waldungen bedeckt. Ihrer geologischen Beschaffenheit nach zerfallen die Vogesen in die kristallinischen Südvogesen, zum größten Teil aus Granit oder Gneis bestehend, und die nördlichen Sandsteinvoges en. Während bei letzteren der kristallinische Kern voll- ständig von mächtigen Sandsteinschichten bedeckt ist, finden wir im Süden in mächtigen Massen das kristallinische Gebirge zu Tage treten. Nur an ein- zelnen Stellen finden wir. auch hier noch Schicht- gesteine (Sedimentgesteine), in größerer Ausdehnuug

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 11

1895 - Straßburg : Heitz
11 Niederschlägen, dem sogenannten Löß, abwechseln. Diese Vogeseulehme sind von hoher wirtschaftlicher Bedeutung, da sie in vielen Fällen der Grund für die Fruchtbarkeit mancher Gegenden des Elsaß sind. In der lothringischen Hochebene, die sich allmählich nach Westen abdacht, treten stufenweise ältere geo- logische Schichten, die Schichten des Jura und der Trias zu Tage, die in den eigentlichen Sandstein- vogesen noch völlig verdeckt liegen. Sie sind an vielen Orten mit einer Decke von Diluviallehm überzogen. s 5. Klimcr. Das Klima von Elsaß^Lothriugen ist gemäßigt und die Luft rein und gesund. Der Winter ist lang, der Frühling kurz. Im Sommer sind die Gewitter häufig und oft von Hagel begleitet. Das Spätjahr, vom September bis in die Mitte des Oktobers, ist die angenehmste Zeit, indem die Hitze gemäßigt und das Wetter meistens beständig ist. Die herrschenden Winde sind der Südwest- und der Nordostwind. Jener ist warm oder feucht und führt meist Regen und Stürme herbei, dieser ist kalt und trocken und erheitert den Himmel. Dazu kommt oft in Lothringen wechselweise der Nordwestwind, der von den Ardennen her gewöhnlich den Schnee bringt und zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche Stürme erzeugt. Ueberhaupt ist hier die Luft etwas rauher als im Elsaß.

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 22

1895 - Straßburg : Heitz
22 Die Stadt Rappoltsweiler liegt am Eingange des Thales, am Fuße reicher Rebberge. Ueber der Stadt erheben sich die Ruinen der Schlösser Hoh-Rappolt- stein, Giersberg und St. Ulrich. Die „Drei Schlösser auf einem Berge" sind ein Wahrzeichen des Landes. Weiter im Thale am südlichen Thalrande liegt die Ruine Bilstein. 8. Das Markircher oder Leberthal, das durch die Leber bewässert wird. Sie hat ihre Quelle auf Hein nordlichen Hange des Brezouard, fließt dnrch -Markirch und ergießt sich bei-Schettstadt in die Jll. Die dieses Thal umgebenden Berge enthalten Blei-, Kupfer- und Silberadern. Die Ausbeutung derselben hat schon längst aufgehört. Die Straße vou Schlettstadt uach St. Die führt durch dieses Th'al. Am Eingang des Thales, südwest- lich von Kestenholz, erheben sich die großartigen Trümmer des Schlosses Hoh-Königsburg. 9. Das Weiler-Thal zweigt sich- bei Weilerthal von dem Leberthale ab. An der Scheide des Leber- und Weilerthales auf einem Ausläufer des Alten- berges liegt die Ruine Frankenburg. Äie das Thal umgebenden Berge enthalten Steinkohlen. Der G ie- ßen, der aus zwei'vom Wiuberg (Climont) kom- menden Bächen, dem Urbeiser und dem Steiger- Gießen, zusammenfließt, vereinigt sich oberhalb Kesten- holz mit der Leber. Ein Arm des Gießen fließt unter dem Namen Mühlbach nach Scherweiler und geht bei Ebersheim in die Jll.

4. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

5. Theil 3 - S. 288

1880 - Stuttgart : Heitz
288 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Norwegen. Mit dem Ueberreste seines Heeres kam Karl am folgenden Tage an den Dnjepr. Mit Mühe überredete ihn Löwenhaupt, sich schleunig hinüber zu retten, und kaum war er auch mit nur 169 Mann, meist Offizieren, nicht ohne Gefahr drüben, so erschienen die Russen und nahmen vor seinen Augen Löwenhaupt mit fast dem ganzen schwedischen Heere gefangen. Was nun zu thun? — Zurück konnte und wollte Karl nicht. Da beschloß er denn, nach der Türkei zu gehen. Ein sonderbarer Entschluß! Aber gerade das Sonderbare zog ihn an. Er sand zwischen dem Dnjepr und Bog eine ungeheuere Einöde, mit Gras und niedrigem Gesträuch bewachsen, weit und breit keine Spur von Menschen, nicht einmal ein Fußsteig war zu sehen. In tiefer Stille setzten die Schweden ihren Weg fort. Jeder war mit der Vergangenheit und Zukunft beschäftigt. Dabei war nichts zu essen da. Die Kosacken jagten sich Rebhühner und wilde Schafe, die Schweden aßen bittere Mandeln und wilde Kirschen, und tranken Wasser aus einem faulen Moraste dazu. Nach zwei Tagen erreichte man den Bog. Jenseits fing das türkische Reich an. Karl sandte einen General hinüber, dem nächsten Pascha in Oczakow seine Ankunft zu melden. Dieser aber wollte erst in Konstantinopel anfragen; bis dahin wären alle Schweden verhungert, oder von den nacheilenden Russen gefangen worden. Zum Glück brachten Kaufleute Lebensmittel ins Lager und viele Schweden drängten sich mit Gewalt über den Fluß. Die übrigen wurden richtig von den Russen gefangen. Indessen hatte der Pascha von Bender, Jussuf Pascha, der von des Königs Thaten ganz bezaubert war, seine Annäherung erfahren, schickte ihm gleich Boten entgegen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Zum Glück für Karl war der damalige Sultan, Achmet Iii., ein großmüthiger Mann, der sogleich Befehl ertheilte, für die Schweden bei der Stadt Bender ein Lager zu errichten, und sie unter seinen Schutz nahm. Hier im Lager traf Karl die Nachricht, daß seine uw ein ' Jahr ältere geliebte Schwester, Wittwe dss Herzogs von Holstein, der in der Schlacht bei Klissow gefallen war, gestorben sei. Man hatte ihm, um ihn zu schonen, diesen Verlust lange verschwiegen, bis er ihn durch Zufall erfuhr. „Ach, meine Schwester!" rief er aus: „Ach, meine Schwester!" Ein Augenzeuge sagt: „Wie sehr ihm diese Nachricht zu Herzen ging, ist kaum zu beschreiben. Jedermann hatte geglaubt, sein Heldenleben hätte alle seine Gefühle abgestumpft, da er weder Zorn, noch Begierde, noch Freude, noch

6. Theil 3 - S. 188

1880 - Stuttgart : Heitz
188 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. die Wallensteiner! Wohin sie kamen, gingen Städte und Dörfer in Rauch auf, nachdem sie ausgeplündert waren; die Menschen wurden zu Tode gemartert oder dem Hungertode preisgegeben, und selbst Weiber und Kinder nicht verschont. Es war eine Rotte wilder Thiere, die in eine .Schafherde einbrachen. Wallenstein selbst war streng und rauh, billigte aber diese Ausschweifungen nicht, ja er bestrafte zuweilen die Uebelthäter hart. Allein er war bei der damaligen Art der Kriegführung nicht im stände, dem bösen Willen der Befehlshaber zu wehren, so oft er ihnen auch strenge Mannszucht anempfahl. Er war eine lange, hagere Gestalt, mit stolz umherblickenden, kleinen, aber feurigen und durchdringenden Augen, immer ernst, kalt, finster, geheimnißvoll und argwöhnisch. Seine Gesichtsfarbe war gelblich, seine Stirn hoch und majestätisch, seine Nase gebogen und stumpf, Kinn und Lippen waren mit starkem Schnauz- und Knebelbart bedeckt. Er lachte nie. Selbst sein Anzug hatte etwas Sonderbares: ein Reiterkoller von Elenshaut, rothe Beinkleider, darüber eine rothe Leibbinde und ein Mantel von Scharlach; auf dem Kopfe, mit kurz abgeschrittenem röthlichen Haare, das seitwärts in einige Locken herabfiel, ein hoch aufgestutzter weißer runder Hut, mit herabhängender rother Feder, und an den Füßen große Stulpstiefeln. Wenn die so aufgeputzte hagere Gestalt durch die Gassen des Lagers schritt, sahen alle Soldaten mit geheimem Grausen ihm nach; denn sie hielten ihn für gefroren, d. i. hieb- und stichfest. Streng hielt er auf seine Befehle: die kleinste Verletzung derselben wurde augenblicklich am Leben gestraft. „Laßt die Bestie hängen!" rief er dann und augenblicklich wurde der Befehl vollzogen. Gegen seine Unterthanen war er in den ersten Jahren väterlich, sorgte für den Wohlstand derselben und legte Schulen an; aber in den letzteren Jahren, als seine Stimmung durch die Umtriebe seiner Gegner gereizt war, streng und hart, und als sie ihn einmal gebeten hatten, ihnen die ausgelegten Abgaben zu erlassen, schrieb er: „Euer Entschuldigungen seynd lauter verlogen und unwahrhaftig; sucht, so lieb euch euer Seelen Seligkeit ist, mich bei der Nasen nicht umzuziehen; denn so wahr Gott lebt! ihr werdet mirs mit euren Köpfen zahlen müssen, wo ihr mir die Quote nicht alle Monat liefern werdet." Und als einmal in Reichenberg in Böhmen ein katholischer Priester ermordet war, wollte er die Stadt verbrennen und alle Einwohner mit dem Schwert umbringen lassen, und wurde nur durch die dringenden Bitten des Magistrats andern

7. Theil 3 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Graf Essex. 125 Essex wegen seines unglücklichen, obgleich wohlverdienten Schicksals. Er war aus einem alten Hause und wurde in der Blüthe seiner Jahre von dem Glücke ausnehmend begünstigt. Ohne sich durch Talente besonders auszuzeichnen, gelang es ihm, die Gunst der Königin in solchem Grade zu erhalten, daß er sie völlig beherrschte. Aber auf die höchste Stufe des Glücks erhoben, Gemeisterte sich seiner eine unselige Verblendung, die ihn tiefer hinabstürzte, als er sich erhoben hatte, und so machte er den Ausspruch wahr, daß es schwerer sei, glücklich, als unglücklich zu sein. Sobald er bei Hofe erschienen war, machte ihn seine Schönheit und sein feines verbindliches Wesen bald zum Gegenstände der allgemeinen Aufmerksamkeit. Auch Elisabeth bemerkte ihn bald und beehrte ihn mit ihrer vorzüglichen Gunst. Folgender Vorfall soll ihm zuerst ihre Gnade verschafft haben: Als Elisabeth mit ihrem Gefolge, unter welchem sich auch Essex befand, einmal einen Spaziergang machte und an eine Stelle kam, über die sie nicht hingehen konnte, ohne sich die Schuhe zu beschmutzen, sprang Essex vor und breitete, ohne sich zu bedenken, seinen sammtnen goldgestickten Mantel über die unreine Stelle. Elisabeth wurde durch diese ungemeine Galanterie eben so gerührt, als durch seinen dabei gezeigten edeln Anstand betroffen, und da Essex ihre schwache Seite, die Eitelkeit, berührt hatte, so wandte sie ihm von der Zeit an ihre vorzügliche Gunst zu.*) Essex hätte weniger lebhaft und ehrgeizig sein müssen, wenn ihn diese Auszeichnung nicht hätte übermüthig machen sollen, und wenig fehlte, daß er nicht schon vor seiner Verschwörung gegen Elisabeth durch seinen Trotz ihre Gnade verloren hätte. Einmal hatte Elisabeth ihren Staatsrath versammelt und forderte die Räthe einzeln aus, ihr Rath zu ertheilen. Als die Reihe an Essex kam, vergaß er sich in der Hitze des Streites, weil er eine andere Meinung als die Königin hatte, so, daß er ihr nicht nur unanständig widersprach, sondern ihr gar verächtlich den Rücken zudrehte. Reizbar, wie Elisabeth war, suhr sie heftig auf, und eine rasche Ohrfeige strafte die Ungebühr des Grafen, der aber, statt dadurch von seiner Verblendung zurückzukommen und um Verzeihung zu bitten, die Hand trotzig an den Degen legte und stolz ausrief, er würde eine solche Behandlung selbst von Heinrich Viii. nicht geduldet haben. Und wer weiß, wie weit der Zorn noch beide ge- *) Dasselbe wird auch von Walter Raleigh, dem kühnen Seefahrer erzählt.

8. Theil 4 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Pichegru. Frieden von Basel. 49 Sturz wurde er zwar besser behandelt; aber das Uebel war schon zu sehr eingerissen. Er bekam ein schleichendes Fieber und starb, den 9. Juni, erst 10 Jahre alt. Nach seinem Tode blieb seine Schwester, die nachmalige Herzogin von Angonleme, noch ein halbes Jahr lang im Temple; dann, gerade 17 Jahre alt, wurde sie gegen einige von den Oestreichern gefangene Franzosen ausgewechselt und war nun froh, ein Land zu verlassen, wo ihre theuern Verwandten hatten bluten müssen. Im Felde hatten die Franzosen mit großem Glücke gefochten. Junge, kühne, talentvolle Generale führten sie von Siege zu Siege. Einer unter ihnen, Pichegru, wandte sich gegen die Niederlande. Im raschen Siegeslaufe dringt er bis an die Arme des Rheins vor, die unter verschiedenen Namen deltaartig ins Meer gehen. Hier halten ihn die Fluthen der Ströme und der künstlichen Ueber-schwemmungen aus, und schon glaubt er wieder umkehren zu müssen, als ein plötzlich eintretender heftiger Frost das Wasser erstarren macht. Ungehindert geht er nun über die harte Eisrinde und hat in wenigen Tagen ganz Holland inne. Das geschah im Winter von 1794—95. Die Holländer, schon vorher zum Theil Feinde des oranischen Hauses, nehmen die Franzosen mit offenen Armen auf, werden von ihnen als Brüder begrüßt und die bisher vereinigten Niederlande unter dem Namen Batavien zu einer unabhängigen Republik nach französischem Muster erklärt; aber zugleich bitten sich die neuen Brüder von ihren holländischen Freunden 100 Millionen Gulden zur Erstattung der Kriegskosten aus. Wie mancher wünschte nun wieder die vorige milde Regierung des Erb-statthalters zurück! Aber dieser war bereits mit seiner Familie*) nach England geflüchtet. Viele der europäischen Fürsten hatten den Krieg gegen Frankreich nur unternommen, in der Hoffnung, den damals noch lebenden König zu retten und der Ausbreitung jacobinischer Grundsätze ein Ziel zu setzen. Jetzt war aber der König todt und die Jacobiner gestürzt. Ueberdies waren die Fürsten des Krieges herzlich über-drüßig und es herrschte unter ihnen viele Uneinigkeit. Daher suchte einer nach dem andern sich vom Kriege zurückzuziehen. Zuerst ging der Großherzog von Toscana, dann gar der König von Preußen ab, indem sie mit Frankreich den Frieden von Basel . *) Der Erbprinz kehrte 1815 als König Wilhelm I. in die Niederlande zurück. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 4

9. Theil 4 - S. 463

1880 - Stuttgart : Heitz
Der russisch-türkische Krieg 1877/78. Der Friede zu Berlin. 453 Für die Türkei war mit dem Verluste Plewna's das Schicksal des Krieges entschieden. Das kriegerische Feuer der türkischen Armeen hatte auf so vielen Schlachtfeldern, wie in längst vergangenen Zeiten, geglänzt und seinen blendenden Schein über die innere Schwäche und Hinfälligkeit des Reiches gebreitet; nun trat diese wieder völlig zu Tage. Schon am 12. December rief der Sultan die Friedensvermittelung der europäischen Mächte an. Er wurde, namentlich von Deutschland, aus directe Verhandlungen mit dem Kaiser von Rußland hingewiesen; England erklärte sich zur Vermittelung bereit, rieth aber doch auch zum Nachgeben, als Rußland auf der Forderung directer Verhandlungen beharrte.' Die Türkei blieb jetzt noch allein; sie hatte zuzusehen, wie sie sich mit dem Sieger vertragen würde. Für Rußland war der Moment des Friedensschlusses noch nicht da; seine Armeen drängten auf Constantinopel hin, um durch Bedrohung dieser Hauptstadt einen größeren Umfang für seine Friedensbedingungen zu erlangen. Serbien hatte die Katastrophe von Plewna abgewartet, um jetzt nachzuholen, was ihm ein Jahr vorher nicht gelungen war; es erklärte am 14. Dezember der Pforte den Krieg und brachte noch in demselben Monat die beiden Festungen Msch und Pirot in seine Gewalt. Auch Griechenland regte sich mit kriegerischen Demonstrationen, und Montenegro setzte seine Kämpse fort. Dies waren Nebenpartien. Die entscheidenden Ereignisse geschahen bei dem unaufhaltsamen Vorrücken der Russen. Diese tapferen, abgehärteten Truppen hatten bei ihren Uebergängen über den Balkan in dieser winterlichen Jahreszeit einen schwereren Kampf gegen die Hindernisse der Natur als gegen den Widerstand des Feindes zu bestehen. Diese Gebirge sind'die Heimat der schon von den Griechen unter dem mythischen Bilde des Boreas gefürchteten Nordstürme, die mit dumpfem Stöhnen und Tosen hinab in die Tiefe wühlen und Erde und Gewässer in Dunkelheit verhüllen. Am 27., 28. und 29. Dezbr. überschritt General Gurko mit seiner Armee in grimmiger Kälte und unter furchtbaren Schneestürmen den Etrepol-Paß; am 31. schlug er die sich ihm entgegenstellenden Türken zurück und zog am 4. Januar 1878 in Sofia ein. Den Uebergang durch den Trojan-Paß bewerkstelligte General Karzoff; nur mit den unerhörtesten Anstrengungen konnte er vordringen, Hunderte seiner Leute brachen zusammen, um die Geschütze vorwärts zu bringen; zu einer Wegstrecke von noch nicht 2 Meilen im Schnee brauchten diese Truppen einst 48 Stunden. Aber am 15. Januar waren die Russen in

10. Theil 4 - S. 203

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Philipp. 203 seischen Felder. Arbeiter und Blousenmänner der verdächtigsten Art, rote sie nur in den Tagen des Aufstandes in den bessern Theilen der Hauptstadt erscheinen, Studenten, Zöglinge der polytechnischen Schule und andere Schaaren hielten unter dem Gesang der Marseillaise Umzüge auf den Straßen und Plätzen, und begaben sich mit dem Ruf: „Es lebe die Reform, nieder mit Guizot!" vor die Deputirtenkammer. Die Obrigkeit ließ Militär und Muni-cipalgarbe die Straßen durchziehen, aber es wurde sehr mild und schonend verfahren, obgleich an einzelnen Punkten schon Barricaden errichtet wurden. Die Nationalgarde trat zusammen, ließ aber selbst fast überall bett populären Ruf: „Es lebe die Reform!" erschallen, und ermuthigte so die radicale Volksmasse. Am 23. Februar nahmen die unruhigen Austritte so sehr zu, daß Ludwig Philipp am Vormittag schon entschlossen war, den Marschall Bugeaud mit dem Oberbefehl zu beauftragen, um den Aufstand mit aller Energie zu unterdrücken; er wurde aber wieder schwankend gemacht, besonders weil die gesammte Nationalgarde mit Ungestüm die Entfernung Guizots verlangte, um diesen Preis aber die Wiederherstellung der Ruhe zusichern zu können glaubte. Nachdem im Innern von Paris schon ein heftiger Barricadenkampf stattgefunden hatte, beschloß der König, in Guizots Entlassung zu willigen, und berief den Grafen Mole zur Bildung eines neuen Ministeriums. Als diese Nachricht bekannt wurde, schien sich der Aufruhr zu legen und in dem größten Theil der Stadt traten*an die Stelle desselben allgemeine Freudenbezeigungen. Am Abend wurde der Sturz des unbeliebten Ministeriums mit einer großen Illumination gefeiert und Tausende von Menschen zogen jubelnd durch die Straßen. Da kam gegen 10 Uhr ein dichter Haufen der wildesten „Freiheitskämpfer", die rothe Fahne voran, die Boulevards heruntergezogen und schritt dicht bis an eine Abtheilung Muuicipalgarde heran, welche das Guizotsche Ministerhotel noch bewacht hielt. Plötzlich fiel aus dem tobenden Haufen ein Schuß gegen die Garde, welche mit einer großen Salve antwortete. Viele der Umstehenden waren tödtlich getroffen oder verwundet. Das eben hatte der rohe Haufen gewünscht, um den kaum beruhigten Aufruhr zu erneuern. In wildem Gewühl stürzten die Schaaren der Spaziergänger durcheinander; jene wilden Gesellen aber ließen durch alle Straßen den Ruf ertönen: „Verrath! Matt tobtet uns! Zu bett Waffen!" Eine der Leichen würde auf eine Bahre gelegt ttttb bei Fackelschein mit wilbem Rachegeschrei durch die Stadt
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